Um auf lange Sicht lebendige, zukunftsfähige Gemeinden zu gewährleisten, wurde die bisher selbständige neuapostolische Kirchengemeinde in Hessental mit der Gemeinde Schwäbisch Hall vereint. Anlass dafür war nicht zuletzt die allgemeine demografische Entwicklung: Die Zahl der älteren Menschen nimmt zu, die der Kinder und Jugendlichen ist rückläufig. Mit dieser Gemeindeintegration sollen Kräfte gebündelt und möglichen Engpässen in der seelsorgerischen Betreuung, in den Bereichen Musik und Unterricht in der Zukunft entgegengewirkt werden. Schon in der Vergangenheit waren die beiden Kirchengemeinden Schwäbisch Hall und Hessental durch gemeinsame Aktivitäten miteinander verbunden. In den vergangenen Jahren wurden zunächst in den Sommerurlaubsmonaten und seit Jahresbeginn durchgängig die Gottesdienste unter der Woche gemeinsam gefeiert.
Der Beginn neuapostolischer Gottesdienste in Hessental reicht bis in das Jahr 1934 zurück; die seelsorgerische Betreuung erfolgte anfangs aus der Kirchengemeinde Schwäbisch Hall. Am 1. Juli 1954 wurde die Kirchengemeinde Hessental selbstständig. Bis zur Weihe des eigenen Kirchengebäudes am 21. September 1957 wurde die Gottesdienste in verschiedenen Wohnungen neuapostolischer Christen durchgeführt. Diese Räumlichkeiten wurden Mitte der 1950er Jahre für die inzwischen auf über 80 Mitglieder angewachsene Gemeinde für die Gottesdienstdurchführung verständlicherweise zu klein. Auch in Michelbach/Bilz und Gschlachtenbretzingen waren eine Zeitlang für die dort wohnenden Gemeindemitglieder Gottesdienste vor Ort angeboten worden. Ab 1962 besuchten auch diese dann ausschließlich die Gottesdienste in Hessental.
Im Laufe der Jahre entsprach das 1957 geweihte Gotteshaus nicht mehr den räumlichen Anforderungen der Kirchengemeinde. Im Jahr 1984 wurden der Abbruch des Kirchengebäudes im Swiggerweg 6 sowie die wesentlichen Arbeiten am Neubau am gleichen Standort von Gemeindemitgliedern in Eigenregie durchgeführt. Nach nur zehnmonatiger Bauzeit konnte am 30. Juni 1985 das neue Kirchengebäude eingeweiht werden.
Bischof Arne Herrmann führte am vergangenen Sonntag, dem 25. April 2021 den Gottesdienst in der Kirche in Schwäbisch Hall, Langenfelder Weg 1 – also in der „neuen Heimat“ - der vergrößerten Gemeinde durch und nahm die Zusammenführung beider Gemeinden vor. Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen konnte dieser Gottesdienst nicht in Präsenzform durchgeführt werden; er wurde daher via Internet-Livestream von den Gemeindemitgliedern zuhause mitgefeiert.
Aus dem vom virtuellen Chor zu Gottesdienstbeginn präsentierten Lied „Ich der Herr von Erd‘ und All‘ “ zitierte der Bischof einen Gedanken aus dem Refrain „Meines Bruders Hüter will ich sein.“ und empfahl damit den Gottesdienstteilnehmern, auf Christi Bruder und Schwester in der Gemeinde Acht zu geben. Damit entstehe Zusammenhalt und Einssein.
Der Bischof wünschte der vergrößerten, bereicherten Gemeinde Schwäbisch Hall, dass „Zusammen wachsen und Zusammenwachsen“ in der Orientierung und am Vorbild des Herrn Jesus Christus als dem Haupt die Gemeinschaft bestimmen solle. Mit diesem Motto und in dieser Ausrichtung, so der Bischof weiter, laufe man nicht nur nebeneinanderher, sondern man sei herzlich miteinander verbunden und wachse in schöner Weise.
Bischof Herrmann verwendete in diesem Gottesdienst das Bibelwort aus dem Johannesevangelium, Kapitel 14, Verse 5 und 6: „Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
„Ich bin der Weg“ – Jesus sagte das von sich selbst. An ihm komme man nicht vorbei, wenn man ewige Gemeinschaft mit Gott haben wolle. Jesus solle für uns und unser Leben Vorbild sein – er habe seinen Vater so sehr geliebt, dass er ihm bedingungslos gehorsam war.
„…und die Wahrheit“ – Jesus habe das wahre Gottesbild vermittelt. Gott sei ein Gott der Liebe, der Gnade: Er möchte allen Menschen helfen! Das Hilfs- und Gnadenangebot Gottes gelte es im Heute anzunehmen, solange er es anbiete. Gott sei auch ein Gott des Gerichts; beides gehöre zusammen, so der Bischof. Die Lehre Jesu, das Evangelium, ist Wahrheit, das sei unsere Glaubensüberzeugung – auch dann, wenn unsere Lebensrealität etwas anderes zu lehren scheine und wir seine Lehre und unsere persönlichen Situationen nicht verstünden.
„… und das Leben“ – Jesus stellt sich als derjenige vor, der den Tod besiegte. Er ist der lebendige. Das wahre Leben bestehe, so Bischof Herrmann, in der ungetrübten ewigen Gemeinschaft mit Gott. Jesus verkörpere das wahre Leben, er und Gott, der Vater, seien eins.
Es lohne sich daher, dem Allmächtigen zu vertrauen – er kröne diese Treue mit ewiger Gemeinschaft in seiner Herrlichkeit.
Ein Abschlussgottesdienst in der Kirche im Hessentaler Swiggerweg mit Profanierung des Kirchengebäudes ist geplant, sobald dieser wieder in Präsenzform mit den Hessentaler Gemeindemitgliedern gefeiert werden kann.