Bericht vom 4. Juni 2014 des Haller Tagblattes.
Am ersten Junisonntag-Nachmittag wurde der Kirchenneubau in der Bibersfelder Straße durch Bezirksapostel Michael Ehrich, Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, festlich geweiht und seiner künftigen Bestimmung übergaben. Die musikalische Umrahmung des Festgottesdienstes wurde vom gemischten Chor, gebildet aus den Gemeinden Michelfeld, Rosengarten-Sanzenbach und Waldenburg-Sailach, und dem Kinderchor gestaltet.
Als Grundlage für diesen Gottesdienst verwendete der Bezirksapostel das Bibelwort aus 2. Chronik 2, 5:
„Aber wer vermag es, ihm ein Haus zu bauen? Denn der Himmel und aller Himmel Himmel können ihn nicht fassen. Wer bin ich denn, dass ich ihm ein Haus baue, es sei denn, um vor ihm zu opfern?“
Dies sei ein heiliger Ort, hier am Altar erlebten wir Wortverkündigung, Vergebung der Sünden und Heiliges Abendmahl.
Als Salomo beschloss, dem Herrn einen Tempel in Jerusalem zu bauen, hatte er sich eine große Aufgabe gestellt, so der Bezirksapostel. Er brauchte 70.000 Lastenträger und 80.000, die im Gebirge Steine schlugen, sowie 3.600 Aufseher über alle diese Leute, aber denken wir an die Worte Jesu: „... kein Stein wird auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde!“ Wir sind heute dankbar für diese neue Kirche, aber sie werde nicht ewig stehen.
Wir sind unserem Gott und Vater dankbar, dass er es uns ermöglichte, durch unsere Opfer solche Vorhaben durchzuführen. Opfer fielen nicht immer leicht, deshalb seien alle die Verantwortung tragen streng darauf bedacht, mit diesen Mitteln sorgfältig umzugehen. Der heutige Dank gelte allen Beteiligten.
Jeder wisse, dass ein Kirchenneubau aus ökonomischen Gründen nicht zu rechtfertigen wäre, weil man keinen wirtschaftlichen Grad der Nutzung nachweisen könnte. Aber: Eine Kirche sei auch kein Wirtschaftsgebäude, sondern eine Heimstätte für die Gemeinde, ein Platz für den Altar, der als Zentrum immer wieder an das Opfer Jesu erinnern soll und daran, welches Opfer wir erbringen sollen. Gottes Werk werde auch durch Opfer vollendet.
Apostel Hans-Peter Schneider und Bischof Rolf Ludwig ergänzten mit ihren Predigtbeiträgen.
Am ersten Junisonntag-Nachmittag wurde der Kirchenneubau in der Bibersfelder Straße durch Bezirksapostel Michael Ehrich, Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, festlich geweiht und seiner künftigen Bestimmung übergaben.
Im Rahmen einer Feierstunde am Abend des 1. Juni 2014 wurde das Gotteshaus und die verschiedenen Phasen des Neubaus aus Sicht der „Bauleute“, also des Architekten, des Künstlers und der Bauleitung erläutert. Bürgermeister Binnig beleuchtete das Bauprojekt aus der Sicht der bürgerlichen Gemeinde, Pfarrerin Wagner grüßte als Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinden.
Die musikalischen Beiträge der Feierstunde wurden vom gemischten Chor, vom Frauenchor, von zwei Vorträgen des Streicher-Trios und einem Orgelstück gestaltet. Harmonisch, dynamisch und facettenreich präsentierten sich die Musiker im schmucken Gotteshaus.
Die Akkustik des neuen Kirchenraums wurde von den Fachleuten mehrfach gelobt und verstärkt damit sicherlich den Gesamteindruck der gelungenen Darbietungen. Auf eines müssen die Michelfelder noch etwas warten: Die neue Pfeifenorgel wird erst im Herbst eingebaut, solange muss das elektronische Tasteninstrument diesen Platz einnehmen – ausfüllen wohl nicht.
Der Michelfelder Gemeindevorsteher, Evangelist Wimmer, übernahm die Begrüßung der Festgestände. Ihm war die Freude über den rundum gelungenen Bau sichtlich anzusehen.
„Willkommen daheim“ rief Apostel Hans-Peter Schneider in seinen Begrüßungsworten den Festgästen zu. Aus der Baustelle durch die Weihe zum Gotteshaus erhoben soll hier die Himmelsheimat erlebbar werden.
Dieter Häußler hat in Reimform den Werdegang der Gemeinden Michelfeld und Westheim gekonnt dargestellt: „Gemeinde heißt Gemeinschaft pflegen“. Er dokumentierte in seinen Gedanken auch die nun vollzogene Gemeindeintegration der beiden Gemeinden Michelfeld und Westheim. Mehrfach gab er in seinen Ausführungen den Rat: „Kauf aus“ im Sinne von „Nutze die Zeit“ und die Gelegenheiten und damit nimm die göttlichen Angebote an.
Bürgermeister Binnig gratulierte der Kirchengemeinde rund 13 Monate nach dem ersten Spatenstich zum wunderbar gelungenen Neubau an exponierter Stelle der Gemeinde Michelfeld zu dieser großen Bereicherung aus städtebaulicher Sicht. Er beschrieb die etwa vier jährige Projektarbeit als von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen geprägt. „Wer baut, glaubt an die Zukunft“ mit diesem Sprichwort wünschte der Bürgermeister, dass Begegnung von Jung und Alt generationenübergreifend möglich wird und Gemeinschaft erlebt werden kann. Er schloß mit dem Gedanken von Sophokles: „Hast du bei einem Werk den Anfang gut gemacht, das Ende wird gewiß nicht minder glücklich sein.“
Jürgen Häußer, Projektleiter in der Bauabteilung der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, stellte die Frage, ob es denn richtig sei, heute noch eine Kirche zu bauen? – Nicht nach ökonomischen Grundsätzen, eine Kirche habe keinen sichtbaren Ertragswert. Eine Kirche ist eben eine Kirche, sie biete einen „Mehrwert“. Darin, so Häußer, sei der Mensch nicht bloß Kunde, kein Patient, kein Mandant – der Mensch stehe im Mittelpunkt und werde angenommen. Darüber hinaus sei die Kirche zur Anbetung Gottes und seiner Ehre erbaut, und dies sei hier von den Architekten in eindrucksvoller Weise umgesetzt. Dabei verstehe es sich von selbst, dass man sehr wohl bei allen Bauentscheidungen die Nachhaltigkeit und das Ziel der Bewahrung göttlicher Schöpfung im Blick habe.
„Wir bauen eine Kirche“ hat Architekt Wolfgang Kuhn als Überschrift im Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsentwurf im November 2011 geschrieben „wir weihen heute diese Kirche ein. Der Erläuterungsbericht damals war kurz und prägnant – man könnte ihn verlesen – jetzt in dem fertigen Raum – es gilt Alles noch - das Versprechen ist sozusagen erfüllt!“ Die Form dieser Kirche sei sehr dynamisch, wenn man außen herumgehe, die Sonne scheine und die Schatten ihr Spiel spielten, finde man keine Stelle die gleich der Anderen sei – dennoch sei alles im gleichen Sprachmodus . Auch in der Höhenentwicklung führe es nicht irgendwo hin – sondern nach oben! Der Höhepunkt des Baus ist der Raum über dem Altar, der Ort des Wortes. Getragen sei die Höhenentwicklung von Schwingung – sichtbar gemacht durch die Glaswand an der Südseite und der Orgelnische an der Nordseite! Aus drei Kraftströmen sei Alles entstanden: Da sei am Anfang die Suche, die Begegnung mit der Neuapostolischen Kirche gewesen, die Wolfgang Kuhn, wie er sagte „mit dem Herzen und nicht mit Internetrecherchen gemacht habe“. Der zweite Kraftstrom sei der Dialog. Dazu gehörten auch die überaus kompetenten Vorgaben und Hilfen der NAK Bauabteilung. Zu diesem Kraftstrom gehöre auch die Mitwirkung von Frau Walpurgis zur Gestaltung der Außenanlagen. Auch die Technikplanung sei eine nicht zu unterschätzende Komponente an diesem Projekt, sie habe im Dialog viel eingebracht in die Entwicklung des Ganzen. Der dritte Kraftstrom sei die Zusammenarbeit mit den Ausführenden. „Hier müßte ich jetzt alle namentlich nennen.“, so Kuhn weiter, „Und nicht nur die Meister und Chefs, nein jeden einzelnen Mitarbeiter. Alle haben sie gespürt dass es hier um „Mehr“ geht. Alle haben sie (manchmal) unter der besonderen Form gelitten und haben sich doch immer der besonderen Herausforderung gestellt und ihr ganzes Können eingebracht.“ Kuhn schloß mit einem persönlichen, für ihn sichtlich beglückenden Gedanken, dass seinem Sohn Martin in der Abwicklung dieses Projektes sein Meisterstück gelungen sei.
Tobias Kammerer, Künstler und Gestalter der Glaswände und der liturgischen Einrichtung, erfreute sich sichtlich an den, wie er sagte, amorphen Formen des Gebäudes. Schmunzelnd meinte er, dass die Welt ansonsten doch aus vielen Kisten bestehe. Der im Zentrum des Gebäudes stehende Altar bildet das Kernholz - schlicht und majestätisch zugleich - die umgebende Mauer hingegen stellt dazu die Rinde dar, erklärt Tobias Kammerer. So entsteht zwischen Altar und Raumschale eine enge Beziehung. Die vorhandene wellenförmige Glasfassade enthält in stilisierter Form nach Ausführung des Künstlers sowohl das Korn, welches in die Erde gepflanzt Frucht bringen soll als auch die Furchen des dafür bereiteten Ackerlands. Das Bild des Wachsens nimmt Tobias Kammerer auch im Glasfenster auf: Ein Weizenkorn, aus dem zwei Halme sprießen und unter dem Kirchendach zur vollendeten Frucht heranreifen.
Pfarrerin Wagner, stellvertretende Dekanin und Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinden in Michelfeld, grüßte die Kirchengemeinde mit den Gedanken des Königs Salomo " Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?" ( 1. Könige 8, 27 ). Gott brauche kein Haus, um darin zu wohnen – aber eine Gemeinde brauche ein Haus, um sich darin zu versammeln. Sie wünschte der Gemeinde, die Schönheit in diesem Haus zu erleben - immer wieder die Stärkung im Gebet und durch Gesang. Sie ermunterte dazu, „Christen miteinander zu sein, mit den evangelischen Gemeinden in Michelfeld.“ Schmunzelnd überreichte sie dem Michelfelder Gemeindevorsteher ein Bild der Gnadentaler Kirche: „sie hätten Probleme damit gehabt, ihre Kirche abzureißen und neu zu bauen.“ – in Hinblick auf die in Michelfeld zuvor abgerissene und am selben Standort errichtete Kirche.
Apostel Hans-Peter Schneider bedankte sich in seinen Schlussworten für die Grußworte, für wohlwollende Begleitung – es habe sich gelohnt. Im Blick auf die Ausführungen des Künstlers stellte der Apostel fest: Die Ernte sei noch offen, Jesus Christus kommt wieder, die Ernte stehe also noch bevor. Im Geflecht von Sorgen und Zwängen gab er den Rat, am Altar die Kraft, den Mut und neue Zuversicht zu fassen. „Siege wenn du kannst, verliere wenn du mußt - aber kapituliere nie!“